Initiative der Abgeordneten Zippelius und Gutting teilt der Deutschen Bahn gemeinsame Kriterien für das Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe mit

Offener Brief im Wortlaut:

Sehr geehrte Damen und Herren,
das Bahnprojekt „Mannheim-Karlsruhe“ bewegt die Bürgerinnen und Bürger der Region wie kaum ein
zweites Infrastrukturprojekt der letzten Jahre. Der Bedarf eines solchen Projekts ist vielfach
kommuniziert worden und den Wunsch, mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern, teilen viele
Menschen.


Zum jetzigen Stand der Planungen herrscht durch die Vielzahl der aktuell noch möglichen
Trassenvarianten eine breite potentielle Betroffenheit in der Bevölkerung vor. Aufgrund der
möglicherweise fundamentalen Auswirkungen dieses Projekts auf unsere Städte und Gemeinden
wenden wir uns mit diesem offenen Brief als gewählte Vertreter der möglicherweise betroffenen
Bürgerinnen und Bürger an Sie. Wir teilen Ihnen Kriterien mit, die aus unserer Sicht grundlegend für
einen erfolgreichen und alle Seiten befriedenden Projektverlauf sind.


Für alle betroffenen Städte und Gemeinden sind folgende Kriterien gleichsam bedeutend:
 Die Entscheidungsfindung eines möglichen Trassenverlaufs muss transparent und anhand für
die Bürgerinnen und Bürger nachvollziehbarer Argumente erfolgen. Das Dialogforum wird als
erster richtiger Schritt wahrgenommen, jedoch ist in der Bevölkerung der Eindruck
mangelnder Transparenz und Kommunikation von Seiten der Deutschen Bahn entstanden.


 Bei der Beurteilung von Trassenvarianten muss zwingend der gleiche Prüfungsmaßstab
angelegt werden. Unterschiedlich detaillierte Prüfungsniveaus führen im laufenden Verfahren
möglicherweise zu vorzeitigen Ausschlüssen und zu Verzerrungen im Vergleich zwischen
Trassenvarianten.


 Die linksrheinische Seite darf von den Überlegungen nicht vorzeitig ausgeschlossen werden,
da die Besiedlungsdichte und die damit verbundenen Raumwiderstände deutlich geringer als
im rechtsrheinischen Raum sind.


 Es muss in die Überlegungen aufgenommen werden, ob der Güterbahnhof Karlsruhe zwingend
an die Neubaustrecke angeschlossen werden muss. Ein solcher Bypass flexibilisiert die
Trassenfindung.

 Die Zerschneidung von einzelnen Kommunen und Eingriffe in gewachsene Ortsstrukturen
müssen um jeden Preis vermieden werden. Die damit verbundene Trennung von
Siedlungsgebieten würde den Charakter der betroffenen Städte oder Gemeinden fundamental
beeinflussen.


 Die Auswirkungen auf Mensch und Natur (Flora und Fauna) sind auf ein unbedingt
notwendiges Mindestmaß zu reduzieren. Auf die Stellungnahmen des ehrenamtlichen
Naturschutzes wird verwiesen.


 Tunnellösungen müssen auch schon im jetzigen Verfahren Berücksichtigung finden. Für eine
fundierte Abwägungsentscheidung bedarf es einer Kostenuntersuchung von Lösungen mit
teilweiser bis hin zu vollständiger Untertunnelung des Streckenabschnitts.


 Belange des Lärmschutzes genießen für alle Betroffenen die höchste Priorität. Eine breite
gesellschaftliche Akzeptanz des Bahnprojekts kann nur mit einem höchsten Maß an
Lärmschutz erreicht werden. Deshalb behalten wir uns vor, mehr zu fordern, als gesetzlich
notwendig ist. Dabei sind die Bestandsstrecken mit zu berücksichtigen und ggf.
lärmschutztechnisch zu ertüchtigen, da Verlagerungseffekte nicht ausgeschlossen werden
können.


Als Vertreter der Kommunen Altlußheim, Bad Schönborn, Bruchsal, Brühl, Dettenheim, Eggenstein-
Leopoldshafen, Forst, Graben-Neudorf, Hambrücken, Hockenheim, Karlsdorf-Neuthard, Ketsch,
Kronau, Linkenheim-Hochstetten, Neulußheim, Oberhausen-Rheinhausen, Oftersheim, Östringen,
Philippsburg, Plankstadt, Reilingen, Schwetzingen, Stutensee, Ubstadt-Weiher, Waghäusel,
Weingarten sowie als Abgeordnete des Deutschen Bundestages für die betroffene Region, Olav
Gutting MdB und Nicolas Zippelius MdB, fordern wir die Deutsche Bahn auf, die genannten Kriterien
im Trassenfindungsprozess zu berücksichtigen. Dies sehen wir als Voraussetzung für eine breite
Akzeptanz des weiteren Projektablaufs in der Bevölkerung.


Mit freundlichen Grüßen
Die Unterzeichner:

Olav Gutting MdB, Wahlkreis Bruchsal-Schwetzingen Nicolas Zippelius MdB, Wahlkreis Karlsruhe-Land

Bürgermeister Uwe Grempels, Altlußheim

Bürgermeister Klaus Detlev Huge, Bad Schönborn

Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, Bruchsal

Bürgermeister Dr. Ralf Göck, Brühl

Bürgermeisterin Ute Göbelbecker, Dettenheim

Bürgermeister Bernd Stober, Eggenstein-Leopoldshafen

Bürgermeister Bernd Killinger, Forst

Bürgermeister Christian Eheim, Graben-Neudorf

Bürgermeister Dr. Marc Wagner, Hambrücken

Oberbürgermeister Marcus Zeitler, Hockenheim

Bürgermeister, Sven Weigt, Karlsdorf-Neuthard

Bürgermeister Jürgen Kappenstein, Ketsch

Bürgermeister Frank Burkard, Kronau

Bürgermeister Michael Möslang, Linkenheim-Hochstetten

Bürgermeister Gunther Hoffmann, Neulußheim

Bürgermeister Martin Büchner, Oberhausen-Rheinhausen

Bürgermeister Jens Geiß, Oftersheim

Bürgermeister Felix Geider, Östringen

Bürgermeister Stefan Martus, Philippsburg

Bürgermeister Nils Drescher, Plankstadt

Bürgermeister Stefan Weisbrod, Reilingen

Oberbürgermeister Dr. René Pöltl, Schwetzingen

Oberbürgermeisterin Petra Becker, Stutensee

Bürgermeister Tony Löffler, Ubstadt-Weiher

Oberbürgermeister Walter Heiler, Waghäusel

Bürgermeister Eric Bänziger, Weingarten